Kusen von Taiun, Abt von Kanshoji, 1. November 2016
Wer sind wir? Winzige lebende Wesen in der Unermesslichkeit der Zeit, in der langen Nacht marschierend, im Leiden marschierend, hochnäsig, manchmal hoffnungslos. Die kleinen menschlichen Wesen mit ihrem so starken Ego, den Göttern das Feuer stehlend,den Kleidern Buddhas Blumen anheftend, spüren manchmal das Entsetzen vor der unermesslichen Dunkelheit des Universums. Diese winzigen menschlichen Wesen verdienen alle unsere Liebe. Die Schwäche ihres aufdringlichen Egos verdient all unser Mitgefühl.
Dieses Ego stellt sich Fragen ohne Antwort: Wer hat uns diese Augen gegeben? Warum existieren wir? Warum gibt es das Universum und nicht Nichts?
Der Mut des menschlichen Wesens berührt mich. Wenn es fragt antwortet der Himmel nicht, Buddha antwortet nicht. Soll es deswegen traurig sein? Verloren sein? Hoffnungslos in seiner Menschlichkeit?
Shakyamuni Buddha sagt uns: „So wie ihr seid, seid ihr Buddha“. Stoppt eure Irrfahrt, trocknet eure Tränen. Verschwendet euer Leben nicht für Fragen ohne Antworten. Widmet euch ohne Umweg dem Absoluten. Wie Bob Dylan sagt: „Die Antwort weht im Wind“, im Wind des Dharmas, ungreifbar, der euch sicher zur Liebe, zum Frieden und zur Nicht-Angst führt.
Akzeptiert, dass das Auge sich selbst nicht sieht, dass Buddha nicht weiss, dass er Buddha ist. Aber widmet alle eure Energien dem Leben, das da ist, das in uns pulsiert und das alle unsere Aufmerksamkeit verlangt, all unsere Liebe.