Das chôsan bezieht sich auf den Film „Le vénérable W.“ über einen Mönch aus Birma, der Haltung zum islamischen Rassismus bezieht.
Ich habe Vorbehalte gegenüber der Haltung des Engagierten Buddhismus, der in die politische Richtung abgleitet. Dieser Mönch, der mit dem Finger auf die Verbrechen der radikalen Muslime zeigt, scheint eine edle und richtige Haltung zu verteidigen, aber er ist vom Hass angetrieben, von der Abneigung und der Ignoranz. Was gerade in Birma passiert ist das Schlimmste was man dem Buddhismus antun kann.
Buddha heißt „der Erweckte“. Überall wo ich den Engagierten Buddhismus sehe, sehe ich Menschen, die die Essenz der Praxis verlassen haben. Jemand der nicht die Erweckung praktiziert und die sogenannten Werte des Buddhismus predigt ist ein Betrüger.
Die Politiker, die Philosophen, viele werben für die buddhistischen Werte, aber sie praktizieren sie nicht. Sie verlangen von uns zu teilen, unseresgleichen zu mögen, andere aufzunehmen, aber wenn man ihr Leben betrachtet ist es nicht das was sie selbst tun. Sie sagen uns: „Ihr sollt geben.“ Aber wie geben, wenn man alles was man geben sollte in seiner eigenen Tasche behält? Diese Leute überlegen dies ihr ganzes Leben lang. Wie kann man ein gutes Gewissen haben ohne zu praktizieren? Wenn man mit Trump über die CO2 Emissionen spricht, dann sagt er: „America first!“ Ich zuerst. Das ist es was wir alle tun! Die Welt geht mehr und mehr in diese Richtung: Man ist der Experte, man gibt Ratschläge, man wertet, man beschuldigt, ohne dass man sieht, dass das bloss im Bereich der Gedanken stattfindet, im Mentalen. Aus diesem Grund hat Buddha alle „ismen“ missbilligt: Marxismus, Kommunismus, Kapitalismus. Die Leute bemächtigen sich einer Idee, eines zu teilenden Werts, der Freiheit ohne aber ihr Ego in Frage zu stellen. Wenn man einen Wert verteidigen möchte ohne erweckt zu sein ist es meist unwissentlich unser Ego, was sich dahinter verbirgt.
Die Politik ist ein notwendiges Mittel um mit den Egos umzugehen – den Interessen des egoistischen Chefs, den Interessen des egoistischen Mitarbeiters – aber ohne jemals diese Egos in Frage zu stellen. Man versucht Grenzen und Gesetze zu definieren, um das Fehlen der Erweckung notdürftig abzumildern und zu verhindern, dass die Schwächsten massakriert werden. Aber jeder sollte über den Zustand der Menschheit nachdenken und wissen, dass alle menschliche Wesen Träger eines Karmas sind. Es ist Aufgabe des Bürgers sich zu erwecken, eine ganzheitliche Dimension anzunehmen, eine globale Dimension, und zu sehen dass sein Glück von dem Glück der Anderen abhängt. Wenn er das nicht schafft ist die Politik verpflichtet externe Regeln aufzustellen. So ist die Welt! Das ist die Aufgabe des Mönchs.
Manchmal fragt man mich: „Was machen Sie für die Welt?“ Ich antworte: „Ich versuche rund um die Uhr der Welt den Weg Buddhas nahezubringen. Wenn ich mit jemandem rede, wenn ich Auto fahre, wenn ich einen Vortrag halte, wenn ich auf die Toilette gehe, immer, ich lasse mich in meinem ganzen Leben auf den Weg Buddhas ein.“
Das Gute zu Wollen und zu verbreiten, das Herz der Menschen berühren, diese wohlwollende Ader anregen, die in allen Wesen existiert, das geschieht nicht durch Reden oder Anordnungen. Es geschieht indem man sich in die Situation des Guten versetzt, so wie es die Situation verlangt, das heißt mit Weisheit, indem man an den Anderen dient, den Anderen sieht, ohne etwas für sich zu erwarten. Eines Tages hat mich jemand gefragt: Warum gibt es im Buddhismus keine Segnungen? Wenn man jemandem begegnet, der ohne Hass ist, ohne Abneigung, ohne Zorn, ohne Gier, ohne Dummheit, dann ist es automatisch ein Segen an seiner Seite zu sein. Dies veranlasste Meister Eno zu sagen: „Die Praxis der Konzentration, ohne egoistisches Ziel, das ist das große Glück.“ Wenn wir das tun, dann bringen wir automatisch im Anderen diese Ader des Guten zum Klingen. So verbreiten wir das Gute in der Welt. Es ist ein Segen einen Freund zu haben, ein Kind, ein Elternteil, ein Nachbar, der so ist.
Shantideva sagt, dass alle menschlichen Wesen ohne Ausnahme in ihrem Herzen die Weisheitsliebe haben, ein wahrhaftiges Bedürfnis des Mitgefühls. Es ist sehr schwer dies zu realisieren, aber diese Dimension existiert im Tiefsten jedes Menschen. Dies ist nichts was erdacht oder konstruiert werden muss. Aber, so sagt es Shantideva, dieses Streben nach Mitgefühl, nach der Weisheit, lässt sich nur mit der Hilfe Buddhas realisieren, das heißt man muss selbst Buddha werden, eine Praxis haben die uns zur Natur Buddhas hinführt.
Die Dinge mit seinem ganzen Herzen zu machen, so wie sie gemacht werden sollen, ohne etwas für sich selbst zu erreichen, dies ist die beste Weise den Buddhismus zu verbreiten, die wahre Praxis, das wahre Engagement.