Es gibt Menschen, die die Welt verändern möchten, indem sie von anderen verlangen sich zu ändern und dann gibt es Menschen die die Welt verändern möchten indem sie in sich selbst hineinschauen. Diese beiden Einstellungen schließen sich gegenseitig aus. Wenn man die Anderen zu viel betrachtet, sieht man sich selbst nicht. Das ist es was uns das sehr wichtige Gebot sagt: nicht kritisieren, nicht sich bewundern.
Meister Dogen kommentiert: In der Sangha praktizieren wir alle dasselbe. Jeder hat bereits Illusionen durchquert und jeder hat noch Illusionen, die er durchqueren muss. Jeder praktiziert dasselbe. Selbst wenn der Grad der Erweckung nicht derselbe ist, ist die Praxis für jeden dieselbe. Wir sind alle in der Mitte des Weges. Die anderen zu betrachten erlaubt uns uns selbst zu betrachten. Sich selbst zu betrachten, in sich hineinschauen hilft den Anderen dabei dies auch bei sich selbst zu tun.
Dadurch dass wir den Blick nach innen richten, nähern wir uns unserer Buddhadimension an, unserem originalen Geist, so dass man die wahre Erscheinungsform aller Dinge sieht, bei sich und bei den Anderen. Dies geschieht nicht durch das Betrachten der Anderen. Das was man bei den Anderen sieht sind in diesem Fall nichts als unsere eigenen Fehler. Die Anderen durch sein Ego zu betrachten ist sich komplett zu irren. Das führt zu unnützem Kritisieren der Anderen. Man sieht nur mit dem Herzen gut. So bitte: Gebt die bewertende Haltung auf.
Man sieht nur mit dem Herzen gut – mit dem offenen Herzen natürlich. Kürzlich hat ein Politiker gesagt: Unter 60 Millionen Einwohnern gibt es 60 Millionen Anklagende. Das ist das Übel des Jahrhunderts.
Den Blick nach Innen richten, das ist es was man lernt sobald man dem Weg Buddhas folgt, sobald man den Eingang des Klosters passiert. Das ist es was Meister Eno sagt: „Ich schaue nicht bei den Anderen, ich schaue in mir selbst.“ Alles was ihr durch euer Ego betrachtet ist nicht korrekt. Meister Deshimaru sagt: „Wenn ihr die getönte Brille auf eueren Augen behaltet, seht ihr die ganze Welt nur getönt mit der Farbe eurer Brillengläser.“ In der Psychologie nennt man das die Projektion dessen was wir sind auf die Anderen. Vergesst nicht dass unsere Praxis darin besteht anspruchsvoll mit uns selbst zu sein und mitfühlend mit den Anderen zu sein. Das Eine geht nicht ohne das Andere. Den Blick nach Innen richten ist keine unangenehme Sache. Das ist den Gitterstäben unseres Gefängnisses beim sich auflösen zuzusehen, das ist den Blumen aus seinem Herzen heraus beim Aufblühen zuzusehen, das ist das Ewige in der Gegenwart zu sehen.
Taiun JP Faure, Oktober 2021
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