oder wie wird man ein wahrhaftiger Mensch


Unsere Leben in der Gesellschaft sind durch Codes reglementiert: Der Code des guten Verhaltens, der Code des Anstands, der Code der Höflichkeit. Es ist wichtig, dass diese Codes mit einem aufrichtigen, offenen, reinen Herzen befolgt werden. Die Form muss mit dem Fundament übereinstimmen. Man kann nicht einen anderen anlächeln und ihn im Grund nicht respektieren. Unsere Praxis ist es die Form und das Fundament zu vereinen, so dass alle Dinge mit dem ganzen Herzen gemacht werden, dass die Form der Ausdruck des Herzens ist.


Oft sagt man im Zen, dass die Form nicht Gast des Herzens ist, dass sie von außen kommend das Herz einkleidet – das ist die authentische Praxis. Am Anfang, wenn man Kind ist, sagt man uns: „Sei höflich, sag Guten Tag, sag Danke, …“ Aber die erwachsene Form soll der Ausdruck unseres tiefen Herzens von Buddha sein. Das ist die authentische spirituelle Praxis.


Wenn ihr Gasshô [1] einem anderen gegenüber macht, kehrt ihr zur Realität zurück, der Geist und der Körper in Einheit. Ihr verbeugt euch mit Respekt gegenüber der Person, ohne Waffen, ohne schlechte Gedanken über ihn. Das rechte Verhalten ist kein Theater und kein Formalismus.


Am Anfang ahmt das Kind die guten Manieren nach. Man bringt ihm Formen bei, aber es ist an ihm diese Formen mit seinem ganzen tiefen Herzen zu leben, mit einem offenen Herz – das ist die Praxis.

Ihr dürft nicht etwas sagen und das Gegenteil denken. Man muss aufpassen nicht in die Welt des Theaters abzudriften, in die Welt der Erscheinungen, der Bilder. Manche Personen leben nur in dem Bild, das sie vor den Augen der Anderen abgeben. Man muss weitergehen und ein wahrhaftiger Mensch werden. Vom tiefsten Innern bis zur Oberfläche ist eine Einheit. Es ist etwas intimes, nur wir selbst können unseren tiefen Geist reinigen, unser Herz offenhalten – niemand anders kann dies an unserer Stelle tun.

Geht durch die Welt mit einem offenen Herzen, ohne Waffen, ohne Schutz – Schwierig aber so sehr notwendig!

Den Weg kennen, der geradezu zum Herzen führt, diesen Weg zu praktizieren, ihn zu pflegen, das verhindert die Dornen es zu durchdringen. Zu unserer tiefsten Natur, zu einem reinen Herzen, zu unserer Buddha Dimension zurückzukehren – manche sagen zu unserer göttlichen Dimension zurückzukehren.

Die Formen sind nicht vom Herzen eingeladen, sie sind der Ausdruck des Herzens, sie müssen vom tiefsten Inneren des Ichs ausgehen. Man muss auch bis zum tiefsten Inneren des Ichs gehen – bis zum Ziel gehen.

Taiun Faure, Juli 2023


[1] Gasshô: Gruß mit aneinandergelegten Händen auf der Höhe des Gesichts.

0 Kommentare

Hinterlasse ein Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert