In seinem Grußwort zum Jahresanfang schreibt der Abt von Eiheiji:
Die Segnungen Buddhas sind wie die Wolken.
Sie regnen auf alle lebendigen Wesen.
Unsere individuellen Leben werden erhalten und genährt vom Leben des Universums. Wir erhalten unser Leben von allem was uns umgibt. Wir wachsen indem wir ständig in uns aufnehmen und uns vom Leben des Universums ernähren. So entwickelt sich unser eigenes Leben, von dem wir denken, dass es unabhängig ist.
Gestern, während der Bußzeremonie, hat jemand an die Essenz der Praxis erinnert: „Ich bemühe mich nicht weiter meinen Gedanken zu folgen und mich stärker meiner Buddhadimension anzunähern, meinem wahren Herzen. Ich bemühe mich mein fehlerhaftes Verhalten nicht immer zu wiederholen“.
Am Ende, wenn man nicht aufpasst, verbringen wir unser ganzes Leben in der Welt der Gedanken. Wir denken an unsere vergangenen Fehler, wir denken an unsere zukünftigen Fehler. Wir suchen eine Lösung in den Gedanken, wobei die fundamentale Lösung ist zu Buddha zurückzukehren, in die Stille zurückzukehren, zu einem weiten Bewusstsein zurückzukehren, frei von allen Standpunkten.
Die wahre Liebe ist es in der Welt präsent zu sein, offen dem Anderen gegenüber zu sein. Oft nähern sich Menschen mir und fragen mich: „Erzählt mir etwas von dem was Sie denken – ich erzähle Ihnen dann was ich denke. Wir können unsere Gedanken austauschen …“.
Die wahre Liebe ist es sein Herz in aller Tiefe zu öffnen. Sich den Gedanken weiter annähern zu wollen ist die Haltung eines Diebes. Weil man sich mit seinen Gedanken identifiziert, denkt man dass unser Reichtum unsere Gedanken sind. Unser Reichtum ist unser Buddhaherz, unser unbegrenztes Bewusstsein, unsere Präsenz auf Erden. Wir erhalten unser Leben vom Leben des Universums. Unser Leben und das Leben des Universums sind in fortdauernder Beständigkeit, ohne Trennung. Die wahre Liebe ist es unser Herz offen zu halten gegenüber der Vielfalt der Existenzen, das ist sich nicht im Treiben der Gedanken einzuschließen. Die Zenmeister sagen in ihrer etwas direkten Art: „Bei der kleinsten Ablenkung irrt ihr herum“.
Der Abt von Eiheiji beschließt sein Grußwort indem er schreibt:
Ich bin am Anfang des Jahres entschlossen alle möglichen Anstrengungen zu unternehmen, dass dieses Jahr ein wundervolles Jahr auf dem Planeten Erde wird.
Zu oft mag man es seine Standpunkte an den Standpunkten der Anderen zu reiben. Dies ist eine Art sich gegenseitig zu wärmen. Aber diese Art sich zu wärmen ist die, die das Universum unter Feuer setzt. Die Wärme der Patriarchen ist überhaupt nicht dieselbe, sie kommt von tiefstem Herzen, aus der Öffnung des Herzens, aus der unbedingten Liebe gegenüber allen Existenzen.
Täuscht euch nicht über die wahre Liebe, über die wahre Wärme. Entflammte Diskussionen und ständige Unterscheidungen bringen nicht den Frieden, nicht die tiefe Wärme, die die Menschheit so benötigt.
Der wahre Geist ist pure Klarheit. Verwechselt nicht die Aussonderungen des Geistes mit dem Geist selbst – Meister Dogen spricht von den Ausscheidungen des Geistes. Er spricht sogar von den Exkrementen des Geistes. Tauscht eure Exkremente nicht aus. Begegnet euch mit einem offenen Herzen. Das ist die Wärme der Patriarchen. Wenn ihr das versteht, bringen wir ein glückliches Leben auf den Planeten Erde.
In einer sehr berühmten Unterweisung sagt Buddha Shakyamuni: „Das was die menschlichen Wesen am besten tun sollten ist sich zu versammeln, zu warten und zu schweigen“.
Taiun Jean-Pierre Faure, Januar 2023
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