Wir erhalten unser Leben vom Universum. Wir geben unser Leben dem Universum. Traditionellerweise machen die Mönchet takuhatsu. Sie bekommen in ihrer Schale ihren Lebensunterhalt von den Laien. Im Gegenzug erhalten die Laien von den Mönchen ihre spirituelle Nahrung, die Unterweisung Buddhas. Die Art wie wir erhalten, wie wir geben, wie wir in Austausch treten ist grundlegend.
Eines Tages fragt ein Schüler Meister Joshu: „Ich habe fertig gegessen, was soll ich nun tun?“ Meister Joshu antwortet ihm: „Geh deine Schale waschen!“ Die Schale des Mönchs ist ein Bild: Darin empfangen und geben wir … wir empfangen unser Leben.
Die Schale wird Kopf des Mönchs genannt. Seine Schale waschen heißt, seinen Geist waschen. Unsere Praxis ist, einen immer verfügbaren, den anderen gegenüber offenen Geist zu haben.
Im Tempel ist das Reinigen die Haupttätigkeit. Wie trete ich dem Anderen entgegen? Empfange ich ihn mit Selbstgefälligkeit? Oder mit Herablassung? Mit Ressentiment? Mit Gereiztheit?
– Geh Deine Schale waschen!
Manche Leute stellen sich die Frage: „Wieso ist mein Geist beschmutzt?“ Dies ist nicht wichtig, das ist normal. Jede Situation, die nicht ganz gelebt wird, hinterlässt Spuren. Wichtig ist, seine Spuren zu reinigen. Dies ist eine Praxis, die ganz intim ist und die keiner sieht.
Annehmen was man uns gibt, ohne ein Urteil abzugeben wie: „Was man uns gibt ist nicht gut, ist nicht genügend…“ Seinen Geist von allen Beurteilungen reinigen. Seinen Geist von allen Vorwürfen reinigen. Seinen Geist von jeglichem Standpunkt reinigen und dem Universum ein schönes, mildes Gesicht schenken.
Wenn sich noch Spuren in der Schale befinden, seht ihr nur noch diese in der Nahrung, welche euch gegeben wird …
Akzeptiere, mit einem milden Gesicht. Akzeptiere, was man uns gibt, was uns zufällt. Akzeptiere, was man uns zu tun gibt. Akzeptiere, unsere Bestimmung Buddha zu werden.
Wenn wir nicht mit einem offenen Geist akzeptieren, gereinigt von jeglichen Gefühlen, jeglichen Urteilen und jeglichen Beschuldigungen, können wir unsererseits nicht geben, uns nicht zum Ausdruck bringen und unsere Verantwortung nicht wahrnehmen.
Der Laie empfängt die Unterweisung Buddhas, der Mönch erhält die irdische Nahrung. Jeder gibt, wenn es an ihm ist. Wieso wollt ihr eure Schale nicht waschen? Wieso stellt ihr die falschen Fragen, verschwendet eure Zeit und macht nur den Anschein?
Die Stärke des Andern, die Hilfe der Gruppe ist am Anfang wichtig. Schlussendlich aber können nur wir selber unsere Fehlverhalten sehen und sie aufgeben. Der grundlegende Punkt, welcher die Großzügigkeit selbst ist, ist nicht zu wissen, weshalb unsere Schale schmutzig ist, sondern sie zu reinigen.
Ich bitte euch, klärt die Unterweisung Buddhas, klärt euren Geist, reinigt ihn, und dies ohne Unterlass.
Kodo Sawaki sagte: „Die Feinheit des Schattens der Föhren hängt von der Klarheit des Mondes ab.“
Die Art seinen Geist zu reinigen, sein Fehlverhalten zu sehen, hängt von der Klarheit des Mondes, der Kraft der Praxis, der Energie in der Haltung und der Echtheit der Erweckung ab.
Unterweisung während Zazen von Taiun Jean-Pierre Faure