Antwort:

Wenn man von der Reinkarnation spricht nimmt man stillschweigend eine ewige Wesenheit an, die Seele. In einem Moment tritt sie in den Körper ein und sie verlässt ihn zum Zeitpunkt des Todes: Die Seele inkarniert und reinkarniert sich.

Das ist nicht die Sichtweise des Buddhismus, selbst wenn sich manche Buddhisten ihrer bedienen, weil diese Vorstellung verführend ist.

Der Asket Vacchagotta, der von der Frage nach der Seele besessen war, kam öfters um Buddha zu sehen und zu fragen: „Existiert die Seele? Ja oder Nein?“ Buddha anwortete mit Schweigen. Eines Tages nachdem der Asket gegangen war wendete sich Ananda an Buddha: „Könnt ihr ihm denn keine explizitere Antwort geben?“ Buddha antwortete: „Wenn ich ihm sage dass etwas nach dem Tod weitergeht, fällt er in die Häresie der Ewigkeit, wenn ich ihm sage, dass nichts nach dem Tod ist, fällt er in die Häresie des Nihilismus.“

Für die, die es wissen wollen: Es ist sehr schwer mit der von Buddha gegebenen Antwort zufrieden zu sein.

Der Buddhismus ist nicht das Wissen, es ist sich selbst der Realitität so wie sie ist zu stellen und ganz langsam darin aufzugehen.  Egoisten wollen wissen was nach dem Tod geschieht…

Diese Frage aufgreifend vergleicht Nagarjuna das Leben mit einem Feuer: Wenn die Holzscheite brennen, dann tanzt eine ungreifbare Flamme über ihnen, die er mit der Seele vergleicht. Wenn die Holzscheite zu Asche geworden sind, die Ursachen und die Bedingungen nicht mehr vereinigt sind, erlöscht die Flamme. Allerdings besteht Nagarjuna darauf zu erwähnen, dass die Realität weiterreicht als dieses Bild.

Deswegen möchte Buddha auf diese Fragen nicht antworten, die aus dem Egoismus entstehen. Er ermuntert uns vielmehr ohne Bedingung JA zum Leben zu sagen. „Wenn ich weiss, dass die Seele nach dem Tod weiterexistiert, dann praktiziere ich …“ Das ist eine Milchmädchenrechnung! Buddha hat sich niemals dazu geäussert weder dazu was vor der Geburt war noch zu dem was nach dem Tod sein wird.

Wenn man sie fragt, ob sie sich für den Buddhaweg entscheiden möchten antworten manche Personen: „Das hängt davon ab… Ich muss darüber nachdenken, ich muss sehen ob ich wirklich dadurch etwas gewinne…“ Genau dies sollte man nicht machen.

Wir erhalten ohne Unterlass die Ersuchen des Universums. Die buddhistische Praxis ist es JA zu diesen Anforderungen zu sagen, ohne zu wissen was man als Gegenleistung erhält, ohne zu wissen ob es schwierig wird oder nicht.

Warum haben wir kein Vertrauen in die Praxis indem wir uns ohne Kalkül dem Universum hingeben?

Das Universum nimmt seit Ewigkeiten sich immer ändernde Formen an. Jede Existenz resoniert in allen Anderen und alle Andere resonieren in jeder Einzelnen – In dieser Realität wird das Leben vom Leben konsumiert. Die buddhistische Praxis ist es diese Realität anzunehmen, sich dieser Realität auszuliefern.

Es gibt Wiedergeburt, weil die Komponenten einer Existenz für andere Existenzen wiederverwendet werden, sowohl die Physischen als auch die Psychischen. Wenn du in deinem Leben den Regungen der Gier und der Aversion nicht folgst, so hinterlässt du bei deinem Tod eine Situation in der die Gier und die Aversion abgenommen haben. Wenn du dich dagegen von deinen egoistischen Regungen mitreißen lässt, so entwickeln sich die Samen die du so gesät hast nach deinem Tod im Herzen der Anderen weiter.

Bei deiner Geburt erbst du ein Karma, das du im Laufe deines Lebens verstärken oder befrieden kannst. Dein Verhalten, wie es auch ist, schreibt sich in die Geschichte der Menschheit ein – und auch darüber hinaus. An das zu denken, was nach dem Tod passiert ist nicht wichtig. Was fundamental ist, ist der Wunsch, das Gelübde, den Anderen den Vortritt zu lassen: Was ist der Platz des Anderen in meinem Leben, in meinem Herzen. Sage ich JA zur Existenz? Gebe ich bedingungslos? Sind meine Handlungen wohltuend für andere? Bin ich im Einklang mit den Anderen?

Seit Urzeiten sind die drei Gifte am Werk. Ich habe zwei Möglichkeiten: mehr Gewalt zu erzeugen, mehr Hass, mehr Gier, mehr Unfug zu machen oder mein Leben dem zu widmen das Karma der Menschheit zu mindern, indem ich mein eigenes Karma der Gier, der Gewalt, der Ignoranz  läutere. JA sagen zu allen Existenzen, dies ist seinem Leben Sinn geben.