Der Gesellschaft geht es nicht sehr gut. Einige Menschen sind verloren, der Sinn des Lebens ist für viele verloren gegangen.
Was ist der Sinn unseres Lebens? Ist es viel Geld zu haben? Schuhe aus Eidechsenleder zu haben? Beifall von Anderen zu bekommen?
Einige Leute sagen mir : „Ich habe keine Zeit um zu praktizieren. Ich habe kein Geld, deshalb habe ich keine Zeit…“ Meister Dôgen sagt, dass wenn ihr eine Verantwortung habt, eine Familie, Verpflichtungen, dann ist das eine ideale Situation um den Weg zu praktizieren. Am Ende sind religiöse Phänomene kein Zusatz sondern im Gegenteil: Unser ganzes Leben soll sich auf einen uneigennützigen Standpunkt stützen, eine kosmische Sichtweise.
Wie sollen wir Buddha in unser Leben bringen? Wie den Geist des Weges?
In einem Kloster ist traditionell ein Teil der Zeit Zazen gewidmet, ein anderer Teil den Studien und ein anderer den Alltagsaktivitäten. Alle diese Aktivitäten werden im Licht der Lehre Buddhas praktiziert.
Buddha sagte: „So wie ihr seid, seid ihr erweckt.“ Im Grunde genommen sollen wir uns zu der Tatsache erwecken, dass wir bereits erweckt sind!
In diesem Augenblich nimmt Zazen eine andere Dimension an, es ist dann die Manifestation dessen was wir wirklich sind und die Aktivitäten unseres Lebens sind die Manifestation des Lebens Buddhas.
Wir praktizieren nicht mit dem Ziel die Erweckung zu erhalten, aber mit dem Ziel unsere höchste Dimension zu verwirklichen, die eines erweckten Wesens. Zazen verlangt nur zu sitzen, ohne etwas zu Suchen, ohne etwas zu folgen, ohne etwas zu vermeiden. Aber trotzdem solle wir es mit ganzem Herzen tun. Unsere höchste Dimension verwirklichen. Unsere höchste Dimension ehren. Der höchsten Dimension, der von Buddha, einen Platz einräumen.
Sicher kann man in diesen Momenten von allen Sorten von Gedanken heimgesucht werden. Man hat Lust zu gehen, sich aufzuregen oder in der Sonne unter Palmen zu liegen. Dann darin aufzugehen, das Kinn zurückzuziehen, die Schultern fallenzulassen, der Atmung erlauben frei zu fliessen und unseren Buddhageist sich manifestieren zu lassen: Das ist die Zeremonie schlechthin.
Diejenigen, die Zazen herabwürdigen auf eine zweckorientierte Dimension, sollen eine andere Technik für ihr Wohlergehen suchen, es existieren hierfür effizientere Techniken.
Wenn man die höchste Dimension dessen was wir sind anstrebt versteht man, dass man dies in Zazen, in Phasen der Langeweile, in den Ferien, bei Krankheit, wenn man sterben wird, immer und überall praktizieren kann. Schlußendlich besteht die wahre religiöse Haltung darin sich dem was das Leben uns gibt hinzugeben. Alle Aufgaben mit einem offenen Geist zu tun.
Wenn das Zazen zuende ist folgt die Zeremonie, dann das Alltagsleben. Aber es handelt sich immer um dieselbe Praxis: Sich nicht von den Verwicklungen des Karmas heimsuchen zu lassen.
Meister Eno verwendete den Ausdruck: „vereinigtes aufgehen“, in dem was man macht aufgehen, eins sein mit dem was man tut, mit dem Universum. Unsere schlechten Neigungen absorbieren, unsere Ängste, unsere Unruhe, unsere Fantasien … Die Liste ist lang und für jeden anders.
In Zazen vertieft man sich durch die Wahrung der aufrechten Haltung, ohne Spannung, ohne dem was auftaucht und verschwindet zu folgen. Diese Vertiefung ist sehr einfach: nur sitzen. Aber wenn man das nicht in Zazen erreicht, wie erreicht man das in den Aktivitäten, in Bewegung?
Sich in der Form des Zazen zu vertiefen, ohne irgendetwas zu folgen, das ist mushotoku, ohne den Geist des persönlichen Profits. Das ist die große Dimension unseres Lebens, bewegungslos unsere höchste Dimension zu ehren, mushotoku.
Mushotoku in der Zeremonie realisieren, in einer Aktivität, die unseren Egoismus nicht nährt.
Im Folgenden und immer den Mushotoku-Geist in den Aktivitäten realisieren, die ein Ziel in sich tragen (putzen, kochen, …). Es ist immer der Geist, der an nichts haftet, der sich nichts bemächtigt, der nichts ablehnt.
Man versteht, dass diese Praxis universell ist. Was immer die Situation ist, es ist immer möglich diesen großen, weiten Geist zu realisieren. Dies betrifft keinen kleinen Kreis von Personen, dies ist nicht nur für einige Personen denen langweilig ist. Der Weg Buddhas existiert im Herzen unserer Leben.
Es gibt kein Hindernis für diese Praxis. Manche sagen: „Ich bin verliebt, also kann ich nicht zum Sommercamp kommen. Ich habe Arbeit, ich bin zu stark beschäftigt, ich habe Schmerzen, ich bin krank, ich bin zu alt… „ Keine dieser Erklärungen bleibt bestehen. Der Weg Buddhas geht klar darüber hinaus. Jeder Moment, alle Aktivitäten verdienen es sich komplett in sie zu vertiefen.
Ein Schüler fragt den Meister: “Wenn es heiß ist, wie kann ich der unerträglichen Hitze entkommen?“ Der Meister antwortet: „Wenn es heiß ist, ist es eben heiß.“ Alle Zurückweisungen, alle Versuche zu entfliehen, alle Kommentare, alles muss integriert werden.
Einige Personen sagen: „Ich möchte aufhören, ich möchte lieber ein Steak essen. Ich möchte keine Schmerzen in den Knien haben. Ich akzeptiere nicht wie meine Eltern mich erzogen haben. Ich akzeptiere die Dinge nicht, die mir passieren.“
Die Lehre Dōgens ist sehr tiefgründig, universell. Es geht nicht darum einen Ort zu finden, wo man seiner Geschichte entfliehen kann, wo man seine Responsabilitäten meidet, wo man das Leben vermeidet, das das Unsrige ist.
Es geht nicht darum eine spezielle Sache zu suchen. Religion ist kein Opium, die Religion ist keine Zuflucht, Religion ist nicht nur für Privilegierte.
Derjenige, der sagt: „Ich bin krank, ich werde niemals geheilt werden. Mein Leben ist kaputt, also lasse ich mich gehen …“ hat die Lehre Buddhas nicht verstanden.
Universell heisst, dass so wie wir sind wir uns erwecken können, so wie wir sind sollen wir uns erwecken.
Jemand hat mir die Tage gesagt: „Ich bin wütend gegenüber dem was das Leben mir gibt. Je länger ich mein vergangenes Leben betrachte umso mehr versteife ich mich in meiner Wut.“
Buddha sagt: „Der Grund der Wut ist die Wut selbst.“ Das ist nicht das, was man in der Welt hört. Der Grund der Traurigkeit ist die Traurigkeit.
Als ich das gehört habe war ich damit nicht einverstanden. Ich dachte es gebe äussere Dinge zu ändern, die ich bekämpfen und ausrotten müsste.
Aber Buddha sagt, dass der Grund der Wut die Wut ist. Man versteht schliesslich wie man praktizieren muss.
Die externen Phänomene lösen in mir etwas aus, sie erhellen in mir, was nicht klar ist, nicht von mir akzeptiert wird, ungelöst ist, das dazu führt andere zu beschuldigen, mich zu prügeln… Das Karma ist immer da, ist latent da. Wenn eine äussere Sache es wiederentzündet sagt man sehr schnell: „Das ist sein Fehler, nicht meiner.“
Wenn der Wind über die Straße fegt schlägt diese keine Wellen. Wenn der Wind über das Wasser fegt gibt es Wellen. Buddha sagt: „Wie auch immer die Situationen sind, alle sind Hilfsmittel unseren innersten, tiefsten Geist zu ehren.“
In jeder Situation sollt ihr sehen wie euer Karma aufsteigt, den Ansturm eurer Wut sehen, die schleichende Traurigkeit sehen, die euch befällt. Ihr keine Nahrung geben, ihr nicht folgen, immobil bleiben. Das ist sie, die Praxis.
Jeder Ort ist ein guter Ort, jeder Moment ist ein guter Moment, jede Situation ist eine Gelegenheit.
Zu verstehen, dass die Natur Buddhas ewig existiert, aber dass sie durch unser Karma gefärbt wird. Wir müssen nur erweckt leben und uns nicht davontreiben lassen.
Vernachlässigt auch nicht die Praxis von Zazen, das Aufgehen in der Bewegungslosigkeit, das Aufgehen in mushotoku Aktivitäten wie die Zeremonie, und das Aufgehen in den Aktivitäten des Alltagslebens. In diesem Moment dann könnt ihr allen Situationen ins Auge sehen.
Der Weg Buddhas ist es „den blauen Lotus inmitten der Flammen blühen zu lassen“, den ruhigen Geist in der Mitte der Feuer der Welt.
(Taiun J-P Faure)