Hei jo shin kore do, die Besonderheit des Sôtô Zen
Taiun Jean-Pierre Faure
Es ist fundamental zu verstehen, warum wir diese 10 Tage zusammen in diesem Kloster verbringen : „Wozu sind wir hierhergekommen, was ist die echte Praxis ?„
Wir gehören zur Richtung des Zen Sôtô, einer der Formen der Lehre Buddhas. Die Begründer dieser Linie sind Shakyamuni Buddha und in der Folge Dôgen Zenji und Keizan Zenji.
Meister Dôgen, ein enorm wichtiger Vertreter des Buddhismus – etwas weiter gefasst sehen manche in ihm einen der bedeutensten Philosophen der Menschheit – war zuallererst ein Zenmönch. Die Frage, die ihn beschäftigt hat lautet: „Wie leben ?“ Der Weg Buddhas ist eine Praxis.
Dôgen beschloss Mönch zu werden als er noch jung war. Anschliessend wanderte er durch die verschiedenen buddhistischen Strömungen in Japan. Im großen Kloster Tendai im Norden Kyotos auf dem Berg Hiei, einem der wichtigen Schmelztiegel des Buddhismus, erhielt er die Mönchsordination. Er war jedoch nicht von den Praktiken dort überzeugt und auch nicht von den Antworten, die er dort erhielt.
Dôgen war ein aufrichtiger Mensch. Man gesteht im eine große Tiefe zu, eine große Authentizität. Er verstand die Mönche auf dem Berg Hiei nicht, die sich mit Luxus umgaben, die in weltlichen Kreisen verkehrten, nach hohen Positionen strebten. Etwas in dieser Welt der Religion war pervertiert.
So hat er Japan verlassen um nach China zu gehen, wo er den großen Meister Nyôjô traf. Wenn Dôgen von seinem Meister spricht sagt er: „Der alte Buddha“.
Er erhielt die Transmission und einige Jahre später ist er nach Japan zurückgekehrt. Seine Rückkehr war schwierig. Für viele Buddhisten dort war seine Haltung zu zerstörerisch. Dôgen unterwies Zazen, trug das Kesa, praktizierte Zazen im Lichte der Unterweisungen Buddhas und lehrte sonst nur, dass alle Aktivitäten des Alltagslebens der Weg Buddhas seien. Nach ihm ist es weder nötig spezielle Dinge zu praktizieren noch sich von der Welt zurückzuziehen.
So war seine Transmission, dieselbe die in seiner Zeit Meister Nansen erhalten hat, der zu seinem Schüler Joshu gesagt hat: „Der Geist der immer in Ruhe ist ist der Weg“. Dieser Geist ohne Unruhe, ohne Hindernis, er kann sich überall entfalten, er ist im Einklang mit allen Aktivitäten des Lebens. Eines Tages fragte jemand Meister Joshu: „Was ist der Weg ?“ Joshu antwortete: „Hast du gefrühstückt ? Dann spüle deine Schale.“
„Der Geist des alltäglichen Lebens ist der Weg“ : Hei jo shin kore do, was umschrieben sagen möchte: der immer ruhige Geist, immer in Frieden, ist der Weg. Immer und überall. Jeder Tag ist ein guter Tag, jeder Ort ein guter Ort um zu praktizieren.
Die Gefahr ist es sich nur mit spirituellen Dingen zu beschäftigen und sich vom Leben zurückzuziehen.
Buddha selbst hat diesen Weg aufgezeigt. In seiner Epoche haben sich die Brahmanen das Recht angemaßt alleinigst für die Fragen des Geistes zuständig zu sein. Die hinduistische Gesellschaft, auf dem System der Kasten gegründet, diente ihnen in einem weiten Umfang. Buddha hat diese Funktionsweise zurückgewiesen und hat sich dadurch die Brahmanen zu Feinden gemacht.
„Ich bin am buddhistischen Gedankengut interessiert, ich habe ein Gehirn, einen großen Geist.“ Meister Deshimaru hat sich über diese Leute lustig gemacht, die ihr Leben angeblich mit Nachdenken verbringen.
Ein Zenmönch, ein Mensch auf dem Weg, ist frei, er ist selbständig, er hat keine Diener, keine Sklaven. Er hat keine speziellen Objekte zu studieren. Für ihn ist zu essen, das Geschirr zu spülen, auf die Toilette zu gehen die große Aufgabe. Alle die Aktivitäten unseres Lebens sollen von dieser Seriosität getragen werden.
Dôgen, Joshu, Buddha verlangen von uns zu bedenken, dass jede Situation unseres Lebens eine Gelegenheit ist sich zu erwecken. Sich zu dem zu erwecken, was wir wirklich sind. Sich zu erwecken zu dem was das Universum ist. Sich zu erwecken zu dem, dass hinter all unserer Unruhe etwas existiert – in der Tiefe des Universums – die Stille und der Frieden.
So in diesen 10 Tagen verpasst nicht die Gelegenheit in allen Dingen die ihr macht komplett aufzugehen, bis ihr die Ruhe gefunden habt. Begnügt euch nicht damit, wie viele von uns es lange Zeit geglaubt haben, dass Zazen ausreicht. Einige erinnern sich an die Worte von Meister Deshimaru: „Zen ist Zazen“, aber sie vergessen wie der Satz weiterging: „… und alle Dinge des Lebens“.
Bitte lebt diese 10 Tage nicht wie bei einem Aufenthalt im Hotel. Sucht auch nicht die komplizierten Dinge. Geht in den Situationen die sich euch bieten vollständig auf.
Die Besonderheit der Sôtô Zen Schule ist es, die Aktivitäten des Essens und des Putzens in Praktiken des Weges zu transformieren. Verpasst nicht die Gelegenheiten. Zögert nicht euch zu melden wenn man viele Leute zum Gemüse schälen benötigt. Das ist kein Opfer, das ist es die Praxis Buddhas zu durchdringen.