Bleibt in Kontakt mit der Realität, selbst wenn sie mysteriös ist und vom Intellekt nicht erfasst werden kann – unmöglich sie in das Konzept der Gedanken einzuschließen. Nur im Kontakt mit der Realität bleiben – das ist die Definition des Mitgefühls.
Auf eine Frage des Schülers zur Praxis des Mitgefühls antwortet der Meister: „Kannon, der Bodhisattva des Mitgefühls, ist jemand der im Dunkeln nach seinem Kopfkissen tastet, das vom Bett gefallen ist.“ Die Nacht, das ist die Nacht der Kontingenz, das heißt des Mysteriums. Tastend jedoch behält man den Kontakt mit der Realität.
Das ist ein sehr berühmtes Bild im Zen. Die beste Art das Mitgefühl zu definieren: In jedem Moment den Kontakt mit der Realität beizubehalten, was im Unterton heißt, sich nicht in den Gedanken einschließen zu lassen, in den Konzepten, in den Ideologien – ohne Unterlass darüber hinausgehen. Das ist eine Praxis für jeden Moment, bei der man die Realität für viel wichtiger hält als die Ideen, die man sich von ihr macht.
Kannon: Diejenige oder derjenige, die den Klang der Welt hört, die sieht, die bedenkt, die in Kontakt mit allen Existenzen steht.
Den Kontakt mit der Realität beibehalten, den Kontakt zwischen dem Körper und dem Geist. Wenn der Körper und der Geist vereint sind, dann seid ihr selbst und das Universum vereint.
Ich brauche nicht zu erklären, dass egoistische Menschen ohne Unterlass in ihren Gedanken eingeschlossen sind. Sie sehen nicht den Anderen, sie fühlen nicht den Anderen. Sie hören nicht den Klang der Welt. Hören, hier und jetzt, hat den Zweck offen zu sein. Ob man intelligent ist oder nicht, kultiviert ist oder nicht, es ist das darüber hinaus gehen, über alles hinaus gehen. Den Kontakt mit der Realität erhalten, selbst wenn man nicht darüber sprechen kann.
Das Mitgefühl praktizieren führt dazu zu verstehen, dass der Geist nicht fassbar ist. Der Geist ist nicht zu greifen, da er nicht zu erfassen ist. Nur die Realität leben in Kontakt mit der Realität.
Taiun JP Faure, Juli 2024